Wie schon im Vorjahr, ruft die Fan-Initiative „Kein Zwanni - Fußball muss bezahlbar sein" die BVB-Fans wieder zu einem Boykott des Auswärtsspiels beim Hamburger SV (Samstag, 22. September, 15.30 Uhr) auf, um gegen die horrenden Kartenpreise, die der HSV verlangt, zu protestieren. RS sprach mit Christian Schöler (30), Mitbegründer der Initiative.
Christian Schöler, wie wird der Boykott am Samstag aussehen? Wir werden zunächst in den Stehplatzbereich gehen und unsere Mannschaft anfeuern. Sobald die Teams einlaufen, werden wir das Stadion aber verlassen.
Im letzten Jahr war im Stadion von der Aktion wenig zu spüren, weil viele Fans den Block nicht verlassen haben. Besonders der Sitzplatzbereich war im Prinzip ganz voll. Mit welcher Beteiligung rechnen Sie in diesem Jahr? Wir werben mit Flyern für die Aktion und hoffen, dass viele BVB-Fans ein Zeichen setzen. Letzte Saison waren es rund 700 Fans, die vor dem Stadion standen. Es wäre schön, wenn sich noch mehr Fans unserer Bewegung anschließen. Ich kann aber auch verstehen, dass ein Vater, der fast 300 Euro bezahlt hat, um mit seinen beiden Söhnen zum Spiel zu gehen, im Stadion bleibt.
Auch Greuther Fürth verlangt von den BVB-Fans für eine Stehplatzkarte 19 Euro plus Vorverkaufsgebühr. Ist dort auch ein Boykott vorstellbar? Offenbar denken die Klubs, alles ist in Ordnung, wenn sie „nur“ 19 Euro verlangen. Das ist ja nicht bloß Fürth. Auch Wolfsburg und Leverkusen verlangen hohe Zuschläge. Um immer einen wirksamen Boykott zu organisieren, fehlt die Manpower. Außerdem nutzt sich auch das schärfste Schwert schnell ab, wenn es zu häufig eingesetzt wird.
Gibt es denn Alternativen? Wir müssen den Kontakt zu den Vereinen suchen, einen offenen Brief schreiben, ein Treffen organisieren. Beim Pokalspiel in Sandhausen hatten wir mit diesen Mitteln Erfolg, als die Preise um drei Euro gesenkt wurden.
Es ist ein harter Kampf. Wie motivieren Sie sich immer wieder? Wenn ich morgens vor dem Spiegel stehe und meine Zähne putze, dann glaube ich daran, dass wir die Entwicklung aufhalten können. Ich habe Angst, dass der Fußball, so wie ich ihn kennengelernt habe, kaputt geht und wir bald englische Verhältnisse haben. Fußball muss irgendwo das Spiel des kleinen Mannes bleiben, der auf der Tribüne steht und seinen Verein unterstützt. Wir wollen ein Gegengewicht zu den durchkommerzialisierten Vereinen sein.
Und wie fühlt es sich an, wenn man das Spiel seines Vereins trotz Karte vor dem Stadion verfolgt? Das ist eine riesige Katastrophe. Beim Derby war es ganz schlimm und ich habe gehofft, es nicht mehr machen zu müssen. Ich möchte aber, dass mein Sohn eines Tages auch noch von seinem Taschengeld zum Fußball gehen kann.